Mittwoch, 2. April 2014

REZENSION: Serienunikat, Chantal-Fleur Sandjon



Titel: Serienunikat
Autor: Chantal-Fleur Sandjon
Verlag: script5
Seiten: 314
Preis: 14,95€



Worum geht's?

Um der Enge ihres Heimatortes und den Erwartungen ihrer Eltern zu entfliehen, flüchtet die 21-jährige Ann-Sophie nach Berlin. Dort will sie ihr Pharmaziestudium aufnehmen, doch vor allem will sie sich selbst finden. Doch wie stellt man das an? Zuerst einmal muss sich Ann-Sophie mit der WG-Suche herumschlagen. Durch Zufall gelangt sie an eine Liste, die Anleitung zum Anderssein. Durch das Abarbeiten der Punkte, wie zum Beispiel "Stelle die Welt auf den Kopf" oder "Schenke dir Freude", gelingt es ihr endlich herauszufinden, was sie vom Leben will.

Meine Meinung:

Normalerweise mag ich es nicht so sehr, wenn Bücher in Deutschland spielen, da ich es in der "gewohnten Umgebung" meist nicht so spannend und interessant finde. Dieses Buch allerdings mit Schauplatz Berlin war alles andere als langweilig, was wahrscheinlich daran liegt, dass es eben in Berlin spielt und dass Chantal-Fleur Sandjon, die in Berlin aufgewachsen ist, das Lebensgefühl der Stadt sehr authentisch wiedergeben kann. Jeder, der schon einmal in Berlin war und besonders wer in Berlin lebt, kann sicher bestätigen, dass das Buch einfach gut zu der Stadt passt.
Besonders interessant war es, alles durch die Augen Ann-Sophies, eines "Mädchens vom Lande" zu entdecken. Als selbst aus einer Kleinstadt kommend, konnte ich ihre anfängliche Befremdung und Unsicherheit gut nachvollziehen. Nach und nach jedoch wird sie offener für die Stadt, ihre Menschen und auch sich selbst.
Diese Entwicklung nach zu verfolgen war sehr spannend, besonders weil sie sich ständig an der "Anleitung zum Anderssein" und ihren teils verrückten Punkten entlang hangelte und auch weil sie keineswegs linear sondern vielmehr sehr holprig verlief. Das war gerade das, was die Geschichte glaubwürdig gemacht hat.
Mit einigen Wendungen mag man als Leser nicht immer einverstanden sein und von Zeit zu Zeit  denkt man vielleicht auch, dass Ann-Sophies Entwicklung nicht wirklich zum Besseren verläuft. Was sie jedoch durch alle Erfahrungen, die sie macht, lernt, ist, offener zu sein und dadurch auch zu sich selbst zu finden.
Was die Geschichte besonders bunt gemacht hat, waren die tollen Nebencharaktere. Vor allem die Mitglieder der WG, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, haben mich begeistert. Hier ging es vom veganen Aktivisten bis zur Fashionista. Es werden Klischees bedient und dennoch wird gezeigt, wie viel mehr auch hinter diesen Menschen steckt.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr poetisch und schön zu lesen. An einigen Stellen fand ich ihn aber ein bisschen unpassend und zu "dick aufgetragen", zum Beispiel wenn diese poetische Sprache den Figuren in den Mund gelegt wird.
"Serienunikat" war für mich kein Buch, das mich zum unbedingten Weiterlesen drängen konnte. Dennoch hat es mir gut gefallen, was vor allen Dingen an der Atmosphäre Berlins, der tollen Charaktere und der spannenden Entwicklung Ann-Sophies liegt. Vor allem, wenn man wie ich ungefähr im selben Alter wie Ann-Sophie ist, kann man sich sehr gut mit ihrer Situation und ihren widersprüchlichen Gefühlen identifizieren. Es lässt einen also auch nachdenken über sich selbst und stellt die Frage, ob man selbst wirklich weiß, was man vom Leben will. Ich für meinen Fall habe mir einige Punkte der "Liste zum Anderssein" auch für mich herausgesucht und werde versuchen, sie auf meine Weise umzusetzen. Kann ja nicht schaden ;)




Vielen Dank an den Script5 Verlag für das Rezensionsexemplar!





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