Mittwoch, 18. September 2013

Rezension: DJIHAD PARADISE - Anna Kuschnarowa

Eckdaten:


Titel: Djihad Paradise
Autor: Anna Kuschnarowa
Verlag: Beltz & Gelberg
Seitenanzahl: 413

Worum geht's?

"Mit der Rolltreppe fahre ich nach unten und positioniere mich in der Mitte des Gebäudes. Und dann ist es so weit. Ich habe eine Botschaft, eine tödliche Botschaft. Seid euch bloß nicht zu sicher. Das ist es, was ich noch sagen wollte. Nein, was Djihad Paradise ihnen sagen will durch mich."
Am Anfang des Buches wird man direkt in dieses Geschehen hineingeworfen. Julian Engelmann, der jetzt Abdel Jabbar Shahid heißt, steht mitten in einem Kaufhaus in Berlin mit einem Sprengstoffgürtel um die Brust, bereit, als Märtyrer für Allah und den Kampf gegen die westliche Welt zu sterben. Doch genau in diesem entscheidenden Augenblick entdeckt er im Kaufhausgewühl Romea, seine große Liebe und seine Entschlossenheit schwindet.
Nach diesem ersten Kapitel wird einige Jahre früher angesetzt und der Leser erfährt, in welchen Verhältnissen Julian Engelmann aufwächst und mit welchen Problemen er als 17-jähriger zu kämpfen hat, wie er Romea kennenlernt, sich in sie verliebt und durch sie einen neuen Lichtblick in seinem Leben findet und auch, wie er schließlich zum Islam kommt und sich radikal religiösen Gruppen anschließt.

Meine Meinung

Ich muss zugeben, dieses Buch hat mich überrascht, und zwar im positiven Sinne. Es hat mir sehr gut gefallen, wie dieses Buch mit einem solch heiklen Thema, wie religiösem Fanatismus umgeht und wie dies auch für Jugendliche stark umgesetzt wurde. Die Geschichte von Julian Engelmann zeigt einen realistischen Fall, wie junge Menschen zu radikal religiösen Organisationen finden. Oft hört man davon, dass sich Jungen im Nahen Osten in Terrorcamps zu Djihad Kriegern ausbilden lassen und fragt sich, warum junge Menschen, die doch noch ihr ganzes Leben vor sich haben, so wild darauf sind, als Selbstmordattentäter zu sterben. Djihad Paradise ist eine mögliche Geschichte hinter einem solchen Attentäter. Oft habe ich beim Lesen gedacht: "Ja, das könnte wirklich jemandem so passiert sein.", obwohl es mir manchmal an einigen Stellen ein wenig unglaubwürdig vorkam. Aber wer weiß auch schon, wie es wirklich in solchen Terrorcamps zugeht? Auf jeden Fall hilft das Buch, zu verstehen, auf welchen Wegen sich Menschen dem religiösen Fanatismus zuwenden und was das mit ihnen macht.
Die Liebesgeschichte zwischen Julian und Romea, eine moderne Romeo und Julia Version, kommt auf keinen Fall zu kurz, sondern ist durchgängig Thema. Sie macht das Buch noch ein wenig mitreißender und für Jugendliche ansprechender.
Außerdem ist noch zu erwähnen, dass das Buch abwechselnd aus Julians sowie auch Romeas Perspektive geschildert ist. Das hat mir besonders gefallen, da man so keine einseitige Sicht auf die Dinge bekommt. Es hätte bei solch einem Buch auch leicht passieren können, dass der Islam in ein ganz schlechtes Licht gerückt wird. Dadurch aber, dass Romea sich dem Glauben aus einer anderen Richtung nähert, werden sowohl positive, wie auch negative Seiten beleuchtet, was ich gut und sehr wichtig finde.
Was mir an dem Buch nicht so gefallen hat, war zum einen die Jugendsprache. Die Meinungen teilen sich zu diesem Thema ja. Aber ich kann mich mit Jugendsprache in Büchern einfach nicht anfreunden, weil ich es oft einfach unglaubwürdig finde und es mich nervt, wenn ich ständig  "Arschloch" und "scheiße" lesen muss.
Zudem hat es mir ein wenig an Spannung gefehlt. Ich hatte nicht ständig das unbedingte Bedürfnis weiter zu lesen und konnte das Buch auch mal getrost zur Seite legen. Jedoch muss ich auch sagen, dass es mich auf keinen Fall gelangweilt hat.
Insgesamt kann ich euch dieses Buch nur wärmstens empfehlen! Es ist eine tragische Geschichte, die einen nicht kalt lässt. Sicherlich kein 0815 Buch! Es ist eins der Bücher, deren Geschichte ich nicht so schnell wieder vergesse. Es hat etwas, das hängen bleibt.
Insgesamt also:



Vielen Dank an den Beltz & Gelberg Verlag für das Rezensionsexemplar!

1 Kommentar:

  1. Klingt sehr interessant. Es behandelt auf jeden Fall ein Thema, das aufwühlt und das die Jugend deutscher Großstädte betrifft. Es gibt immer mehr Konvertiten und unter gläubigen Moslems auch immer mehr Radikale. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man sich beim Lesen denkt: "Ja, das könnte wirklich so passiert sein" :)

    Liebe Grüße,

    http://lesenundgrossetaten.blogspot.com/

    AntwortenLöschen